Südliche Highlands bei Aberfeldy, Glen Lyon

Erfolgreicher erster Morgen in Aberfeldy: Dank schönem Wetter das Zelt supertrocken eingepackt und dann noch mit Glück ein hübsches Ferienhäuschen im "scenic Glen Lyon" über die Tourist Info vermittelt bekommen. Obwohl wir uns erst Nachmittags beim Vermieter melden sollten, konnten wir es nicht erwarten, einen Blick auf unser Tal und unser Häuschen zu werfen. Wir waren spontan begeistert! Liebliche Täler, mit Flüssen, Seen, Blumen und Castles und darüber die von der Heide in bezauberndes violett getauchten Berge. Aus der Ferne das Ferienhaus beäugt und zufrieden über einen Pass in Richtung Loch Tay weitergefahren. Dabei den Wanderparkplatz und den Wanderpfad zum höchsten Berg der Umgebung, dem Ben Lawers entdeckt. Eine Tour, die wir uns für einen schönen Tag vornehmen wollten. Am Loch Tay etwas entlanggefahren und zurück nach Aberfeldy und die Aberfeldy Distillery besichtigt, die dem Blend-Konzern Dewars gehört. Tolle Ausstellung über die Firmengeschichte und sehr interessante Dinge über die Geschichte des Blend Whiskys erfahren. Z.B. haben der Begründer und seine beiden Söhne vor ca. 100 Jahren maßgeblich zur weltweiten Verbreitung und zum guten Ruf des Scotch Whiskys beigetragen. Schockierend für Heidrun war, dass die Destille mit Füllstandsmesstechnik von VEGA, einem Endress&Hauser-Wettbewerber aus dem Schwarzwald bestückt war ☺ Einen Aberfeldy Single-Malt und einen Dewars Blend probiert, beides war nicht so überzeugend, sodass wir nichts kauften (kein Wunder bei der Messtechnik!). Nach der dreistündigen Besichtigung war Zeit, zum Ferienhaus zu gehen und sich einzurichten. Tolle Aussicht auf die Berge von allen Zimmern.
Brennblasen der Aberfeldy Distillery
Der Spirit Safe
Am nächsten Tag beschlossen wir, nur kleine Spaziergänge in der Umgebung zu machen, um einen Eindruck zu bekommen. Wir starteten wieder beim Loch Tay und liefen durch den Schloßgarten zu Taymouth Castle. Abgesehen davon, dass es im Moment renoviert wurde und eine Baustelle war, ist es auch ein ziemlich hässliches Gebäude gewesen. Nach einem kleinen Mittagsimbiss am Loch Tay fuhren wir nach Acharn am Südufer und liefen einem sehenswerten Wasserfall entgegen. Obwohl nur ca. 200 Höhenmeter zu laufen waren, konnte man oben eine nette Aussicht auf die Umgebung genießen. Langsam wieder runter gelaufen und nochmal nach Aberfeldy gefahren, um die "Watermill" kennen zu lernen. Dies sollte ein Lieblingsplatz werden, denn diese ehemalige Wassermühle ist auf das Schönste renoviert und beherbergt heute eine Buchhandlung mit Café, sowie eine Kunstgalerie. Ein tolles Konzept und ein Plätzchen zum Verweilen und Genießen. Bisher der beste Kaffee, den Heidrun in Schottland bekommen hat. Und die heiße Schoki und der Kuchen .... Mmmh!! Fast etwas Kunst gekauft. Irgendwie musste Heidrun an alte Skagenurlaube denken... wir haben aber nichts gekauft. ☺
Das Taymouth Castle
Brücke am Tay
Der Wasserfall bei Acharn
Aussicht vom oberen Ende des Wasserfalls auf das Loch Tay
Haus in Aberfeldy
Der River Tay...
...mit Brücke...
...bei Aberfeldy
Heute schön lange ausgeschlafen und erst entsprechend spät losgekommen. Daher haben wir beschlossen, den bereits fortgeschrittenen Tag für eine Castle/Distillen-Rundfahrt zu nutzen, obwohl eigentlich auch wunderbares Wanderwetter war. Wir begannen mit einem Wunder der Natur: Eine 5000 Jahre alte Eibe, nur 5 Autominuten von unserem Häuschen entfernt. Der Baum selber ist heute eher eine Ansammlung mehrerer kräftiger Stämme, aber Untersuchungen haben ergeben, dass der Wurzelstock tatsächlich so alt ist. Damit gehört dieser Baum zu den ältesten Lebewesen in Europa. Die Eibe steht eher unscheinbar im Schatten einer Kirche. Ohne Schilder würde keiner auf die Idee kommen, dass hier etwas derart Ungewöhnliches zu sehen ist. Anschließend stand eine Castle-Besichtigung auf dem Programm: Das Castle des Menzies-Clans, ein Name, der uns dann auch noch später ein paarmal begegnete. Das Schloss war wohl bereits ziemlich verfallen und wird nun von der Familie bzw. mit Unterstützung eines Fördervereins seit 1975 wieder renoviert. Neben den typischen Gegenständen einer Castle-Besichtigung fanden wir vor allem auch die noch leeren, aber begehbaren Dachräume interessant, wo die Architektur und Statik des Daches gut zu bestaunen war. Nach der Besichtigung ging es weiter bis nach Pitlochry, dem wichtigsten Ort in dieser Gegend. Hier fanden wir einen Tante Emma Laden, der hinter lauter Hundefutterdosen und erstaunlichem Seifensortiment eine reichhaltige Sammlung edler Whiskies aufwies. Was für ein Treffer! Hier standen noch 6 verschiedene Port Ellen Abfüllungen, gleich in mehreren Flaschen verfügbar. Wir leisteten uns einen 23-jährigen! Nach diesem Fund reichte das Geld nur noch für einfache Fish&Chips, die wir in der Nähe des Staudammes genossen. Dort noch eine Lachstreppe bewundert und sogar Lachse gesehen. Für eine Blair Athol-Distillenbesichtugung (Eigentum des Blend-Riesen "Bells") reichte die Zeit nicht mehr. In den letzten 15 min, die das Visitor Centre noch auf hatte, durften wir aber einen Blair Athol (12-jährig) probieren. Besser als der Aberfeldy, aber nicht gut genug zum Kaufen.
Für den Rückweg entschieden wir uns, einen Umweg ins wilde Rannoch Moor zu unternehmen. Hier haben wir vor 8 Jahren ein tolles Bed&Breakfast Haus gefunden und haben dieses Tal in schöner Erinnerung behalten. Auch diesmal wieder beeindruckend. Wir fuhren die Straße kilometerweit in das Moor hinein bis zur Bahnstation, die dort mitten in der Pampa exisitiert und deren Gleise nördlichere Gegenden mit Glasgow verbinden. Hier endete die Straße und wir fuhren ein gutes Stück zurück, bis wir den Pass nach Süden in unser Tal nehmen konnten. Noch unsere damalige Unterkunft gesehen und schönen Erinnerungen nachgehangen. Schöner Abend in unserem Haus bei Kaminfeuer und Whisky.
Die alte Eibe "Fortingall Yew"
Castle Menzies
DER Laden mit der bemerkenswerten Whisky-Auswahl
Am Staudamm bei Pitlochry
Blair Athol Distillery
Rannoch Station...
...mit dem Zug nach Glasgow
Heute den Wecker gestellt, denn dies war der Tag, an dem die Wanderung zum Ben Lawers geplant war. Der Ben Lawers gehört mit seinen 1230 Metern nicht nur zu den "Munroes" (den Bergen, die die 3000 Fuß-Grenze überschreiten), sondern ist einer der zehn höchsten in Schottland. Der Wanderführer lobte die Aussicht, die bei guter Sicht vom Atlantik bis zur Nordsee reichen soll! Das Wetter war uns hold. Natürlich auch Wolken, die sogar morgens noch recht tief hingen. Aber die positive Tendenz war unübersehbar. So war es dann auch. Wir sahen zwar nicht ganz bis zu den beiden Meeren, aber die Fernsicht war trotzdem phantastisch und wir genossen diese Wanderung sehr. Sie war mit 1100 Höhenmetern (wir mussten zuvor noch den Beinn Ghlass mit 1.100m überschreiten) auch ganz ordentlich und wir waren ganz stolz. Die Belohnung (neben der Aussicht) gönnten wir uns am späten Nachmittag in der netten Watermill in Aberfeldy mit Schoki und Kuchen. Der schöne Tag klang wieder einmal gemütlich am Kaminfeuer aus. Tobi&Heidrun ganz glücklich!
Aufstieg zum Beinn Ghlass
Blick ins Tal zum Loch Tay
Auf dem Beinn Ghlass
Gipfel des Ben Lawers
Rückblick zum Beinn Ghlass
Rast mit...
...toller Aussicht
Heute leider wieder schlechteres Wetter, wie es schien. So entschlossen wir, nicht wieder eine Bergwanderung zu machen, sondern im Tal von Pitlochry eine längere Talwanderung zu unternehmen. Gerade in Pitlochry angekommen und das Ganztagsticket für den Parkplatz gekauft, kam die Sonne und mit nahezu 20°C war es fast unerträglich heiß... ☺ Tatsächlich waren wir so träge, dass der Rucksack wieder im Auto verschwand und wir nur mit leichten Regenjacken bepackt zu einem kleinen Ausflug zur kleinsten Destillerie Schottlands "The Edradour" starteten. Auch diese haben wir vor 8 Jahren besucht, damals gab es kein Visitor Centre und wir haben nur mal schnell durch das offen stehende Tor die beiden kleinen Pot Stills fotografiert. Heute bot sich ein anderes Bild: Parkplatz, Busse, Visitor Centre und Touristen, die die arme kleine Destillerie überrennen. Wir fragten trotzdem nach Möglichkeiten einer Besichtigung und die nette ältere Dame empfahl uns die 16:00 Uhr Besichtigung. Zuvor waren zwei Busse mit Japanern angemeldet, um 16:30 ein Bus mit Italienern... Nun war es erst 13:00 und der Hunger stellte sich etwas ein. Wir liefen zurück nach Pitlochry, denn nun kannten wir ja schon eine gute Fish&Chips Adresse! Wir kauften 2 Portionen und fuhren zu einem schönen Plätzchen an einem Fluss, wo auch Lachse hochspringen sollen. Wir sahen zwar keine Lachse, hatten aber unseren Spaß bei der Beobachtung einiger Rafter, deren Boot zielsicher an einem zarten, einsamen Bäumchen mitschiffs hängen blieb, das mitten im Fluss auf einem Stein ohnehin zu kämpfen hatte. Pünktlich um 16:00 Uhr hatten wir eine nette Führung mit der netten älteren Dame durch die Edradour Destillerie. Wir kannten bereits den 12-jährigen. Den Touristen wird werbewirksam erzählt, dass die älteren Jahrgänge nur bei der Destillerie zu erhalten sind. Der 22-jährige überzeugte uns und wir kauften eine Flasche. Später, in Freiburg, zeigte die Internetrecherche, dass hier offensichtlich frech gelogen wird. Aber: So lassen sich eben am besten die ohnehin kauflustigen Touristen zum Kauf der älteren (und teureren) Abfüllungen motivieren!! Trotzdem haben wir heute eine "Rarität". Denn Tobi, der zum Destillerie-eigenem Shop nochmal zurückkehrte, um den Whisky zu erstehen, traf tatsächlich den heutigen Eigentümer, Mr. Symington. Wie wir wissen, ist dieser Mensch (keine 50 Jahre alt) Eigentümer und Begründer der unabhängigen Abfüller-Marke "Signatory". Vor 4 Jahren kaufte er Edradour und führte einige Änderungen innerhalb der Destillerie ein. U.a. wohl auch das Visitor Centre und die PR-Maschinerie. Immerhin: Nun ziert unseren 22-jährigen Edradour das handschriftliche Autogramm des Mr. Symignton.
P.S. Obwohl wahrscheinlich unnötig, aber dennoch: Wir wollen noch darauf aufmerksam machen, dass die Bemerkung, wir wären bestimmt nicht die einzigen mit einem Autogramm des Herrn Symignton auf einer (zu) teuren Flasche, sich aus Höflichkeit natürlich verbietet...
Auf der Rundwanderung zur Edradour Distillery...
...mit Pause
Am Ziel!
Mittagsrast am River Tummel
Pot Stills der Edradour Distillery
The Watermill in Aberfeldy
Abendspaziergang an unserem Ferienhaus...
...mit schönen...
...Aussichten
Abfahrt am nächsten Morgen aus dem malerischen Glen Lyon